Anders als geplant, aber trotzdem gut

Nicht immer läuft das Leben gemäß unseren Plänen und Erwartungen. Wer ein Kind mit Besonderheit hat, erlebt den einschneidenden Moment der Diagnose. Oder hat über lange Zeit das Gefühl, dass „etwas nicht stimmt“, ohne zu wissen, was genau. Wie gelingt es, solche Zäsuren und Belastungen anzunehmen und als Teil unseres Lebens zu akzeptieren?

Beitragsbild für den Artikel "Anders als geplant, aber trotzdem gut", zeigt eine glücklich lachende Mutter und ihre kleine Tochter mit Down-Syndrom

Mein Kind ist „anders“ - was nun?

Wie war das bei dir?

Hattest du diesen einen Moment der Diagnose, der deine Welt aus den Angeln gehoben hat?

Oder war es eher ein schleichender Prozess? Das Gefühl, dass „etwas nicht stimmt“ mit der Entwicklung des Kindes. Der beunruhigte Blick auf die Gleichaltrigen, die scheinbar so „normal“ sind.

Eltern von Kindern mit Besonderheit erleben mal das eine, mal das andere, oft auch beides. Die Belastung, die damit einhergeht, ist enorm.

Wie verarbeitet man Diagnosen? Wie lernt man zu akzeptieren, dass es anders gekommen ist, als geplant?

Akzeptanz – was ist das eigentlich?

Akzeptanz bedeutet, die eigene Lebenssituation anzunehmen. Nicht im inneren Widerstand damit zu sein. Akzeptieren bedeutet auch, sich nicht mit anderen zu vergleichen, sich nicht verunsichern zu lassen, nicht alles ständig zu bewerten.

Wer gelernt hat zu akzeptieren, passt sich dem Leben so, wie es ist, an. Ohne aber nur passiv zu sein und zu ertragen. Denn zur Akzeptanz gehört auch, seine Optionen zu erkennen und gewünschte Veränderung herbeizuführen.

Warum ist Akzeptanz wichtig?

Akzeptanz kann einen großen Unterschied machen für die körperliche, seelische und mentale Gesundheit.

Wenn wir nicht akzeptieren, was ist, können wir nicht zur Ruhe kommen. Etwas in uns bleibt dauerhaft aktiviert, sträubt sich, rebelliert. Das bedeutet Stress für unseren Organismus. In diesem Zustand sind wir kaum in der Lage, kluge Entscheidungen zu treffen und sinnvoll zu handeln.

Langfristig positive Veränderung beginnt erst, wenn wir die Realität angenommen haben.

Woran du merkst, dass du in der Akzeptanz bist

Seine Lebenssituation zu akzeptieren bedeutet nicht, nie wieder mit etwas zu hadern, nie wieder unzufrieden oder auch verzweifelt zu sein. Gefühle sind nicht statisch und Krisenmomente und herausfordernde Situationen hinterlassen naturgemäß Spuren.

Wenn du aber die Umstände deines Lebens angenommen hast, wirst du merken:

  • dass du dich nicht so schnell beeindrucken und verunsichern lässt von dem, was andere sagen oder tun,

  • dass es dir leichter fällt, darauf zu vertrauen, dass am Ende alles gut wird,

  • dass du daran glaubst, dass dein Handeln einen Unterschied bewirken kann,

  • dass du auch wenn es dir mal nicht gut geht, immer wieder in diesen Zustand der inneren Ruhe und des inneren Gleichgewichts zurückfindest.

Solange alles gut läuft, erscheint es einleuchtend, dass es uns besser geht, wenn wir die Dinge akzeptieren, wie sie sind. Schwierig wird es erst, wenn der Lebenszug die Richtung ändert. Wenn das Schicksal zuschlägt und wir glauben, im falschen Film gelandet zu sein.

Was wir tun, anstatt zu akzeptieren

Dass die Dinge anders laufen, als geplant, erzeugt bei den meisten von uns zunächst inneren Widerstand. Ein starkes „Ich will das nicht“-Gefühl. Verständlich, denn niemand verabschiedet sich gerne von den glückversprechenden Bildern, von den rosaroten Vorstellungen, die man für die Zukunft gehegt hat.

Wenn sich der Lebensplan urplötzlich ändert und die Zukunft auf einmal ungewiss erscheint, erschüttert das unser Gefühl, sicher zu sein und die Dinge unter Kontrolle zu haben. Im schlimmsten Fall bringt es unser Urvertrauen ins Wanken.

In einem solchen Moment suchen wir instinktiv nach Strategien, die uns dabei helfen, die Herausforderungen zu bewältigen und eine Lösung zu finden. Solche Strategien können sein:

  • Verdrängen: Sich lieber nicht auseinandersetzen mit dem Problem und es weit wegschieben. Den Fokus auf andere Dinge richten und einfach weiterleben wie bisher.

  • Schönreden: Sich an den Strohhalm klammern, dass schon alles irgendwie gut wird, wenn man sich nur ein positives Mindset zulegt und sich richtig anstrengt.

  • Wut und Neid: Andere, denen es scheinbar besser geht, erzeugen Ablehnung. Ihre Sorgen und Nöte werden als unbedeutend angesehen. Ihre Lebensumstände rufen Neid hervor.

  • Hadern: Sich fragen, warum es einen getroffen hat und überlegen, wie man es hätte verhindern können.

  • Schuldzuweisungen: Die Verantwortung im Außen suchen, zum Beispiel im Gesundheits-, Pflege- oder Bildungssystem. Dabei nicht erkennen, dass manchmal einfach niemand „schuld“ ist.

So lernen wir zu akzeptieren

Verdrängen, ignorieren, schönreden: All das verhindert, dass wir uns wirklich mit der Realität auseinandersetzen. Dadurch laufen wir Gefahr, uns in Dauerkämpfen zu verzetteln, uns zu überfordern und unzufrieden zu werden.

Was uns wirklich dabei hilft, Frieden zu schließen mit der eigenen Lebenssituation ist, das „Ich will nicht“-Gefühl zu akzeptieren und den damit verbundenen Schmerz zuzulassen.

Was bedeutet das konkret?

  • Hinsehen: Die Aufmerksamkeit bewusst auf das richten, was ist.

  • Wertfreiheit: Nur wahrnehmen und beobachten, aber nicht bewerten.

  • Gefühle zulassen: Spüren, welche Gefühle das auslöst.

  • Aushalten: Die Situation und die damit verbundenen Gefühle aushalten.

  • Nach vorne schauen: Mit der so gewonnenen Klarheit gute Entscheidungen treffen.

Akzeptanz ist ein Prozess, der nicht mit einem Mal abgeschlossen ist. Unser Leben verändert sich, wir verändern uns, unsere Kinder verändern sich. Wir kommen in neue Situationen und machen Erfahrungen, die wir noch nicht kannten.

Die gute Nachricht ist: Mit der Zeit wird es leichter. Je geübter wir in den oben genannten Schritten sind, desto selbstverständlicher werden sie für uns.

5 Dinge, die das Akzeptieren leichter machen

Wir können dafür sorgen, dass es besser gelingt, unsere Situation anzunehmen. Diese fünf Dinge helfen dabei:

  • Sinn erkennen: Es geht uns besser, wenn die äußeren Umstände und unser inneres Erleben sich stimmig anfühlen. Das heißt, wenn wir in unserer Lebenssituation einen Sinn finden können.

  • Ein stützendes soziales Netz: Menschen um uns herum, die die Belastung zumindest zeitweise mittragen.

  • Selbstvertrauen: Besinnen wir uns auf unsere Stärken und Fähigkeiten, entwickeln wir mit der Zeit ein „Ich schaffe das“-Gefühl und es fällt leichter, darauf zu vertrauen, dass alles gut wird.

  • Das Gesamtbild sehen: Unser Leben besteht aus so viel mehr als aus Pflege und Belastung. Wenn wir einmal bewusst die Perspektive auf unser Leben groß zoomen, ergibt sich oft ein ganz anderes Bild.

  • Positive Autosuggestionen: Unser unbewusster Verstand ist empfänglich für mantraähnliche Botschaften, die wir uns immer wieder vorsagen. Sie beruhigen und stärken.

Was du konkret tun kannst für mehr Akzeptanz

Nun denkst du vielleicht, das klingt alles schön und gut, aber wie setze ich das im Alltag um, wenn die Belastung zu viel wird?

Du hast recht, im Strudel aus Terminen, Aufgaben und Tagesplanung bleibt kaum Zeit, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Und trotzdem: Wenn es uns gelingt, nur einen kleinen Moment Pause zu finden, merken wir schon, wie gut das tut.

Deshalb möchte ich dich einladen, kleine Momente der Akzeptanz in deinen Alltag zu integrieren. In meinem Resilienz-Leitfaden, der dich nichts kostet, lernst du, deine Resilienz und Gesundheit zu stärken.

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